Die Frage habe ich mir schon seit längerer Zeit gestellt.
Kostenpunkte
Im Netz schwirrt eine Zahl von 30 Mio € herum, die das Dschungelcamp den Sender im Jahr kostet. In diesem Artikel habe ich gelesen, dass eine Folge mit ca. 1,9 Mio. € zu Buche schlägt.
Egal wie hoch die Summe nun wirklich ist, aber davon muss die Gage der Promis bezahlten werden. Hinzu kommt die Gage der Moderatoren. Die Flüge des Teams und der Promis werden wohl auch vom Sender bzw. der Produktionsfirma beglichen. Bei den Promis kommen immer noch die Begleitpersonen hinzu, deren Flüge und Unterbringung im Hotel als Kosten anfallen.
Vor Ort wird das Camp eine ganze Menge kosten. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Grund und Boden gekauft oder gepachtet wurde. Die Aufbauten wie Baumhaus, das Schlaflager, die Anlagen für die Dschungelprüfungen, die elektronische Ausrüstung und Verkabelung – das ist nicht für lau zu haben.
Die Mitarbeiter werden sich zum größten Teil aus Saisonkräften rekrutieren, aber in einem Bericht las ich dazu einmal eine Zahl von 300 – 400 Personen. Die müssen, sofern sie direkt mit dem Ablauf der Show zu tun haben, vor Ort untergebracht und verpflegt werden.
Da kommt also mehr zusammen, als man sich das am heimischen Fernseher vorstellen mag.
Aber wie sieht es mit den Einnahmen aus?
Trotz Grimmepreis-Nominierung, war das Image des Formats lange Zeit Kassengift für attraktive Werbekunden. Die Show, in der Halbprominente und Möchtegerns Maden fressen und peinliche Bekenntnisse aus dem eigenen Leben (und anderer Leute) raushauen, hatte bei seriösen Werbefirmen einen schlechten Stand. Es gab ja in den ersten Staffeln kaum Werbeunterbrechungen.
Das hat sich grundlegend geändert. Dschungelcamp-Gucken gehört mittlerweile zum abendlichen Unterhaltungsprogramm im Januar dazu. Sogar und vor allem Akademiker gehören zum Stammpublikum. Die seit Jahren auf hohem Niveau stabilen Einschaltquoten (vor allem die heilige werberelevante Zielgruppe) sind das sprichwörtliche Licht, das von den Motten umkreist wird. Aus dem oben verlinkten Artikel geht hervor, dass der gewöhnliche 30-Sekunden-Spot bei RTL für bis zu schlappe 85.000 € zu haben ist. Größere Blöcke gehen bis 135.000 €. Starke Quoten machens möglich.
Die Zahlen in dieser Quelle sehen etwas anders aus, bestätigen aber den Aufwärtstrend, seit die Show in 2004 gestartet ist.
Sehr geschickt ist die Platzierung von, böse Menschen würden von Schleichwerbung sprechen, subtilem product placement in der Show selbst. Natürlich nur rein zufällig war in der einen Schatzsuche erkennbar, dass es um den Pick Up! von Leibniz als Gewinn ging. Auch dass Joey Heindle in einer Folge mal nach einem Snickers als Energiespender verlangt hat, wurde von RTL sicher nur zufällig gesendet.
Jemand sollte sich einmal die Mühe machen und in der Show die ganze Schleichwerbung suchen.
Hier kann man natürlich nur spekulieren, wie hoch die Erlöse sind, aber RTL wird sich das bei 8 Mio Zuschauern in der Spitze gut bezahlen lassen.
Die parallele Weitervermarktung der Inhalte auf den Videoportalen könnte auch etwas einbringen. Auf Clipfish (das ich hier auch immer benutze) finden sich ja alle Dschungelvideos frei zum Gucken. Allerdings wird immer ein Werbeblock vorher abgespielt. Entweder zahlt Clipfish eine größere Summe an RTL für das Recht, die Videos zu zeigen und muss sich selbst um die Refinanzierung kümmern (wovon ich eher ausgehe) oder RTL und Clipfish arbeiten zusammen und teilen sich die Werbeerlöse.
Früher zählten die Telefonanrufe zu den Haupteinnahmen. Bei den Telefonanrufen handelt es sich um das Zuschauervoting, ob z.B. ein Kandidat im Camp verbleibt (nach der ersten Woche) oder zu einer Dschungelprüfung muss (in der ersten Woche). Jeder Anruf aus dem Festnetz und jede SMS kosten den Anrufer 50 Cent. Normalerweise teilen sich das der Auftraggeber und der Anbieter der Umfrageinfrastruktur Halbe/Halbe. RTL kann aber durch die reine Masse an Anrufern Sonderbedingungen aushandeln, sagt zumindest dieser Artikel des Focus. Schätzungsweise 40 Cent jedes Anrufes verbleiben angeblich beim Sender. Nun veröffentlicht RTL nach Ende des Dschungelcamps zwar immer die Abstimmungsergebnisse auf prozentualer Basis, aber die absoluten Zahlen erfährt man eigentlich nicht. Allerdings sollen am Sonntag dem 15. Januar 2017 nur um die 10.000 Anrufer insgesamt zum Telefonhörer gegriffen haben. Ob dieser in der Tat sehr niedrig anmutende Wert damit zu tun hat, dass sich in dieser Staffel noch keine wirklich nervtötenden Z-Promis herauskristallisiert haben, lässt sich schwer sagen. In der Staffel mit Sarah Dingens hat zu Hochzeiten gefühlt jeder Zuschauer mindestens einmal zum Telefonhörer gegriffen. Vielleicht ist das Anrufen aber heute auch aus der Mode gekommen.